Weinrote Turteltaube-2011 Erhaltungszucht in der VZE

Weinrote Turteltaube

Die weinrote Turteltaube

(Streptopelia vinacea)

 

Auf eine farbliche Beschreibung wird in diesem Bericht verzichtet. Ich werde allerdings versuchen die farblichen Unterschiede zu den weiblichen Tieren der weinroten Halsringtaube (Streptopelia tranquebarica) heraus zustellen. Mit dieser Taube dürften sie sehr oft verwechselt werden bzw. sie werden nicht als die weinrote Turteltaube erkannt. Auch ich muss selbst genau hinschauen um welche Art es sich handelt, wenn die beiden Arten eine Voliere bevölkern. Die Darstellungen in der Fachliteratur treffen nicht immer die richtige

Farbintensität der weinroten Grundfarbe. Ich musste leider schon oft feststellen, dass selbst von mir gemachte Fotos bei guten Lichtverhältnissen die weinrosa Grundfarbe nicht richtig wiedergaben und ich viele Bilder verwerfen musste.

Die weinrote Turteltaube ist im Größenverhältnis kleiner als die allbekannte Lachtaube.

Allerdings ist sie gegenüber der weinroten Halsringtaube etwas größer. Ohne Vergleichsmöglichkeiten der beiden Arten ist dieser Sachverhalt auch für einen langjährigen Züchter nicht leicht zu erkennen. Das schwarze Nackenband wird von einem etwa 2 mm breiten weißen Rand eingefasst. Das schwarze Nackenband ist um etwa 3-4 mm breiter als das der weinroten Halsringtaube. Der Rücken, die Flügeldecken, Hals Kopf und Brust sind warm weinrosa gefärbt. Bei der weiblichen weinroten Halsringtaube sind diese Bereiche blaugrau mit einem leichten bräunlichen Anflug. So beschrieben scheinen die Unterschiede doch deutlicher zu sein, aber in natura sind diese aufgeführten Unterschiede nicht so deutlich zu erkennen.

Beide Geschlechter sind völlig gleich gefärbt. Auch an der Form des Kopfes sind die Geschlechter nicht sicher zu unterscheiden. Dies dürfte sicher ein weiterer Umstand für die Seltenheit dieser Taubenart in unseren Volieren sein. Ich versuche die Geschlechter durch das Abtasten der beiden Schambeinknochen festzustellen. Dies klappt bei fast allen Wildtauben meist sehr gut, nur bei Lach- und Felsentauben funktioniert diese Praxis bei mir nicht so gut. Stehen die beiden Knochen dicht zusammen und enden gewissermaßen spitz, handelt es sich zumeist um einen Tauber. Dies erfordert natürlich Übung und Erfahrung und es klappt auch nicht immer.

Nach den Erhebungen der IG Wildtauben innerhalb der AZ wurden im Zuchtjahr 2010 von etwa 200 Züchtern aus den verschiedensten Ländern in Europa nur 3 Jungtauben aufgezogen. Diese wuchsen alle beim Verfasser des Berichtes auf und schlüpften aus 2 Bruten in den Monaten Mai und Juli.

Aus diesen Erkenntnissen stellte ich im Jahr 2010 ein zweites Zuchtpaar mit einem Tauber des Jahres 2010 und einer Taubin des Zuchtjahres 2009 zusammen. Um den Zuchterfolg des älteren Paares nicht zu gefährden, erhielten sie eine eigene Voliere ohne Nebenbesetzung mit einer Grundfläche von 1,30  x 2,0 m. Der Innenraum hatte eine Grundfläche von 1,5 qm. Das zweite neue Paar wurde vergesellschaftet mit einem Paar zuchtuntauglicher weinroter Halsringtauben und als Bodenbewohner teilten sie sich die Voliere mit einer Größe von 2,5 x 6,0 m mit einem Paar Wallichfasanen. Als Futter erhalten alle großen Wildtauben gemeinsam mit den körnerfressenden Fasanen ein Körnergemisch. Dieses sogenannte Geflügelfutter enthält Weizen, Milokorn, gebrochenen Mais, Sonnenblumenkern und. Ab April erhalten alle meine Fasane zusätzlich Putenstarterfutter vermischt mit Katzenpellets. Dieses Gemisch wird mit  Knoblauchöl angefeuchtet. Dieses Pelletfutter wird von den meisten Fasanen gern aufgenommen. Ob von diesem Futter die weinroten Turteltauben ebenfalls fraßen, konnte ich nicht feststellen. Lediglich die beiden Paare Hohltauben verzehrten begierig diese Futter.

Die Tauben wurden bei mir kalt überwintert, auch Temperaturen unter minus 20 Grad überstanden sie bisher gut. Ich achte allerdings darauf, dass alle meine Tiere auch bei Minusgraden immer Wasser aufnehmen können, auch wenn manche Züchter meinen die Tiere fressen im Winter Schnee. Dies trifft allerdings nur für Hühnervögel zu. Tauben können

im Vordergrund Weinrote Turteltaube, dahinter 1,0 Weinrote Halsringtaube zum Vergleich

keinen Schnee fressen. Sie nehmen Wasser bekanntlich saugend auf. Die meisten Tauben lernen allerdings im Winter schnell das Eis im Wassernapf auf zutauen. Natürlich muss dieser Napf schneefrei sein. Sie stecken die Spitze des Schnabels auf das Eis und tauen mit der abgegeben warmen Atemluft durch die Nasenlöcher das Eis auf und können somit die Paar Tropfen Wasser saugend aufnehmen.

Jedes Jahr zu Ostern beginne ich mit der Verpaarung all meiner Tauben, das heißt an diesem Wochenende verpaare ich meine Diamanttäubchen und Lachtauben und alle anderen Wildtauben erhalten ihre Nester und das Nistmaterial. Als Nistmaterial reiche ich den Tauben Heu, trockene Gräser, harte gebrochene Unkrautstängel und gebrochene dünne Äste aller Art. Dieses Nistmaterial liegt zur freien Aufnahme auf dem Erdboden in den Außenvolieren. Innerhalb einer Woche beginnen harmonierende Paare dieses Nistmaterial in die Nestunterlagen einzutragen. Als Nestunterlage für meine beiden Paare weinrote Turteltauben verwendete ich Holzkistchen mit den Grundmaßen von 18 x 18 cm. Die Umrandung ist etwa 5 cm hoch. Alle Nisthilfen werden in den Innenvolieren oder außen unter dem Vordach der Einfluglöcher angebracht.

Wie so oft im Leben wird so manche gute Planung über den Haufen geworfen. Mitte April verstarb aus nicht erklärlichem Grund der Tauber des alten Zuchtpaares. Ohne lange zu warten wurde der Tauber des neuen Paares an die Mutter angepaart. Diese Entscheidung sollte sich als richtig bewahrheiten. Am 21. Mai begann das Paar mit der Brut. Aus den beiden weißen Eiern schlüpfte am 06. Juni eine Jungtaube. Das andere Ei war unbefruchtet. Am 02. Juni begann das Paar eine weitere Brut. Von diesem Gelege war ein Ei unbefruchtet und ein Ei war nach einer Bebrütungszeit von 10 Tagen abgestorben. Die Eltern verließen nun die Eier. Hatte nun die verbliebene Jungtaube für eine unruhige Brut gesorgt? Dies könnte vielleicht sein, diese erste Jungtaube entwickelte sich zu einem Tauber.

Am 10. Juli begann das Paar erneut mit der Brut eines weiteren Geleges. Aus diesem Gelege schlüpften am 25. und 26. Juli 2 Küken. Diese verblieben bis zum Oktober bei ihren Eltern. Das Paar zeitigte kein weiteres Gelege. Als möglicher Grund wäre wohl der völlig verregnete und nass kalte Sommer zu vermuten. Die 3 Gelege wurden von dem Paar immer im gleichen Nest angelegt. Es wurden für jede neue Brut von ihnen nur wenig Nistmaterial eingetragen. Anfang Oktober bemerkte ich bei einem der beiden letzten Jungtiere Gefiederlücken am Hals. Meist ist dies ein sicheres Indiz für das männliche Geschlecht des betreffenden Tieres. Nach dem Absperren in einer anderen Voliere und dem Abtasten der Schambeine bestätigte sich dieser Verdacht.

Die Tauben wurden mit einem Ringdurchmesser von 5,0 mm beringt. Als Zeitpunkt der Beringung, fast all meiner Tauben, wähle ich immer etwa eine Woche nach dem Verlassen des Nestes. Dann können die Jungtauben schon recht gut fliegen und die Ringe lassen sich noch immer gut aufziehen. Mit dem Beringen, wenn sich die Tauben noch im Nest befinden, hatte ich vorher immer schlechte Erfahrungen gemacht. Es war immer die Zeit des Ausfliegens und die Jungen verließen das Nest dann immer viel zu früh. Die Folge waren meistens unterkühlte Jungtiere bzw. durch Fasane oder Wachteln getötete Jungtauben.

Wie bereits eingangs erwähnt sind die weinroten Halsringtauben leider selten in den Anlagen der Züchter zu finden. Als Gründe hierfür sind sicherlich die schlichte Färbung und die schwierige Geschlechtsbestimmung anzuführen. Einige wenige Taubenliebhaber beschäftigen sich sehr intensiv mit farblich eher unauffälligen Wildtauben und erzielen im Verborgenen beachtenswerte Zuchterfolge. Diese ernsthaften Züchter gehen keine Kompromisse ein und verpaaren ihre wertvollen Wildtauben nicht mit anderen Arten bzw. Unterarten. Die weinrote Turteltaube könnte wahrscheinlich Jungtiere mit der Lachtaube, Kaplachtaube oder der weinroten Halsringtaube aufziehen. Ich habe bisher von solchen Versuchen noch nicht gehört. Auch habe ich bisher noch keine Mischlinge mit der weinroten Turteltaube gesehen. Aber leider sind nicht alle Züchter konsequent mit ihren Zuchtbestrebungen und der Auswahl ihrer Zuchtpartner.

1,0 Weinrote Halsringtaube

Ich hoffe, dass wir uns noch lange an der friedfertigen weinroten Turteltaube mit ihrem aparten Äußeren erfreuen können.

 

Lothar Schröder

VZE- Nr. 25094

18239 Satow